Da läuft dieser Song. Der Sänger erzählt mir, flüstert mir zu, dass ich ihm in die Augen sehen soll, dass ich das Wilde sehen muss, sehen soll.
Ich stelle mich vor den Spiegel, weil ich sehen will, was man in meinen Augen zu lesen bekommt. Aber ich kann nichts erkennen. Ich bin nicht wild, ich bin nicht mutig, nicht besonders stark. Ich weiß nicht wie ich bin, was ich bin.
Ich bin unglaublich selbstironisch. Manchmal habe ich schon das Gefühl, während ich mich vor den anderen Leuten verstecke, ihnen versuche nicht all den Einblick in mich zu gewähren, mich selbst zu verlieren.
„Nicht Silvester. Nicht das neue Schuljahr. Nicht der neue Monat und auch nicht das Kreuz im Kalender ist der Neustart.
Nein. Der Neustart, beginnt einfach so. Er beginnt tief in einem selbst und wird dann plötzlich an die Oberfläche katapultiert.
Was wir daraus machen, wie wir damit umgehen. Ob wir es unterdrücken oder raus schreien, ist uns überlassen.
Wie so vieles im Leben.“
Es ist von mir. Es sind Worte, die ich vor gut drei Monaten benutzt habe. Gedanken, die ich hatte, von denen ich fest überzeugt war. Überzeugt bin.
Ich werde noch unendlich oft in den Spiegel sehen und nicht wissen, was mich erwartet. ich bin ein Mensch, den kleine Ereignisse schon ganz schnell aus der Bahn der Gewohnheit werfen. Ich bin mir nicht sicher ob dies gut oder schlecht ist. Aber wir müssen doch nicht immer werten oder?
Doch diese Veränderung, von der ich da oben rede, stand plötzlich vor mir. An einem Sonntag. Ich kann nicht sagen, was sie wirklich in mir ausgelöst hat. Ich kann nur sagen, das sie etwas ausgelöst hat.
Es war wahrscheinlich schon lange in mir, dieses Gefühl. Doch er hat es magisch angezogen. Es war kein Mensch, der mir unbekannt war. Nein ganz und gar nicht. Es war ein Mensch aus der Vergangenheit. Ich dachte vor drei Monaten, dass jetzt wieder ein Neuanfang geschehen wird. Sicher habe ich neue Leute getroffen. Sicher habe ich mit ihnen neue Geschichten erlebt. Aber im Grunde habe ich die besten Geschichten mit den Leuten erlebt, die ich aus der Vergangenheit kenne. Mit den Mädels, die ich seit zwei Jahren um mich gescharrt habe, weil sie einfach toll sind. Mit dem Typen, der schon immer einfach mal auftaucht und dann wieder verschwindet. Mit einem verdammt guten Freund, den ich wohl am längsten in meinem Leben kenne.
Es sind eben manchmal nicht die neuen Dinge, die einen verändern, sondern einfach die Dinge aus der Vergangenheit, die neu erfunden werden. Sich einfach wieder neu finden.