Ich gehe entlang, sehe gerade aus und erspähe das Mädchen vor mir. Sie ist in sich zusammengesunken, sieht zu Boden, hebt ihre Schultern an. Ihre blonden Haare hängen nach unten, unmotiviert, fast schon als wäre es ein Vorhang hinter dem sie sich verstecken möchte. Sie sieht nicht auf, nicht mal wenn sie die Straße überqueren möchte, steht an der Ampel und spielt schüchtern an ihrem Handy herum.
Ich wende meinen Blick auf die andere Straßenseite. Sehe ein Mädchen. Sie hat einen aufrechten Gang, ihre blauen Augen strahlen. Ihre blonden Haare, fest und voluminös, zum neidisch werden, schwingen mit ihrem Taktvollem Gang mit, sie hört Musik, und bewegt ihren Kopf leicht dazu. Um ihren Mund ist ein Lächeln. Sie sieht sich all die Menschen, die ihr entgegenkommen, an. Freundlich und Kontaktlustig, Jungs lächeln sie an, zwinkern ihr zu. Die Frau mit dem Kinderwagen grinst zurück und dreht sich noch einmal zu ihr um.
Ich blinzele zweimal. Bevor ich wieder aufsehe, keine Mädchen mehr zu sehen. Ich bleibe stehen, sehe in das Schaufenster vor mir, wen sehe ich dort. Wer bin ich wirklich? Auf welcher Straßenseite bewege ich mich? Was strahle ich aus? Wie sehen mich andere Menschen, die mir entgegen kommen?
Was ist mit meinen blauen Augen, strahlen sie oder sind sie eher schwarz weiß. Dienen meine blonden Haare zum verstecken oder aber springen sie mit mir um die Wette.
Ich bin beides, manchmal sogar am gleichen Tag. Ich lebe in zwei Welten, ich muss mich täglich dafür entscheiden. Meist aber übernehmen das andere für mich. Sie nehmen sich was sie wollen. Mal das Gute, mal das Schlechte. Bedienen sich an mir, lassen ihre Launen ab, benutzen mich als Taschentuch. Ich verkrafte das schon. Und wenn nicht habe ich zwei Gesichter. Nur wundern sich dann immer alle warum.