Gestern. Ich schaue in den Spiegel, ich will mich Bett fertig machen, will früh schlafen gehen, es war ein mieser Tag. Ich habe zu viel an dich gedacht, habe wieder mal zu viele mit mir verglichen, ich fühle mich unwohl. Kann nur hoffen, wenn ich die Augen wieder aufmache, dass dann die Welt besser aussieht. Meine Haare haben keinen Scheitel mehr, sie sind wuschelig, durcheinander, es macht gleich einen ganz anderen Typ aus mir. Meine Augen strahlen ein wenig, obwohl ich kurz davor noch eine Träne verdrückt habe. Die markanten Augenbrauen, ziehen die Aufmerksamkeit an, formen das Gesicht anders. Das enge weiße Tshirt, lässt mich zwar blass aussehen, aber ich habe eine gute Figur darin. Anderes als in den großen Pullis in denen in mich immer verkrieche. Ich sehe mich länger an, drehe mich nach links und rechts. Ich bin älter geworden, ob man es glaubt oder nicht, in meinem Gesicht ist reife eingekehrt, es ist fast keine Übereinstimmung von früher zu heute zu finden. Meine Rebellenzeit mit Pandaaugen, engen Klamotten, manchmal finsterem Gesichtsausdruck. Es war eine Phase in der ich etwas wollte, aber nicht wusste was. Mich versucht habe zu verstellen, um niemanden hinter die Fassade blicken zu lassen. Ich hatte mit Ehrlichkeit und Offenheit nichts am Hut, es war fliegen zwischen zwei Welten, ein Abgrenzen von dem bequemen und trotzdem wollte ich es jedem Recht machen. Ich wollte in eine Traumwelt einziehen, vielleicht ein bisschen Die Wilde Hühner kopieren. Frei sein, mit Ketten am Fuß.
Schon damals habe ich geschrieben, nicht über meine Welt, nicht dass mich jemand besser versteht. Ich habe Welten erfunden, Situationen gesponnen, um mich zurück zu ziehen. Habe Menschen an mich herangelassen, von denen ich wusste, dass sie mir nicht gut tun würden, aber es waren ja meine Freunde.
Heute ist es anders. Ich lasse nur schwer Menschen an mich, man lernt mich kennen mit einem freundliche Gesicht. Aber nur wenige Menschen die wirklich eng in meinen Kreisen wüten, wissen wie ich wirklich ticke. Wissen von meiner schnellen Zunge. Mag sein, dass Menschen denken ich bin schüchtern. Ich streite es ab, ich halte mich im Hintergrund, ja, aber das ist etwas anderes.
"Wir flimmern und wir rauschen."
Ich führe ein anderes Leben. Kann nichts mit dem vorgeschriebenen Geschichten und Leben anfangen, denn sind wir mal ehrlich, alle trinken, machen rum, wissen am nächsten Tag nicht mehr wer sie sind. Haben keinen wirklichen Charater, sonder schwimmen nur dem Spaß hinterher. Wahrscheinlich mache ich mir gerade hundert Feine, bitte ich nehme es in den Kauf. Vielleicht verstehe ich den Sinn einfach nicht dahinter, einen Film, den sich alle ansehen, den alle nacheifern wollen, auch zu leben.
Die Wilden Hühner haben irgendwann geendet, sowie jeder Kinofilm das tut. Ich habe angefangen meine eigenen Geschichten aufzunehmen, in meine Erinnerungen zu brennen. Ohne Bilder, ohne Gedankenstütze, vielleicht ist es irgendwann mal weg. Denn ich war nie bei den großen Partys dabei, bin mit einem Typ im Bett erwischt worden, betrunken, halb nackt, verwirrt. In dem Moment war ich gerade bei dir, am Meer, beim denken, in deinen Armen.
Meine Entscheidungen, haben mich zu dem Mensch gemacht der ich heute bin. Es ist kein Geheimnis, aber wahrscheinlich warst du die letzen drei Jahre auch nicht ganz unbeteiligt daran, mir meine Leidenschaft für das Meer zu zeigen, für das Freiheitsgefühl, für das Glauben an Liebe und Freundschaft.