Ich tapse leise am Bett vorbei, sehe mit einem Grinsen auf das verknautschten Kopfkissen, die zerzauste Bettdecke. Ich ziehe mir schnell meinen Weihnachtpulli über, mit einem Eisbären vorne drauf, der Schneeflocken fängt. Ziehe meine Socken an, Weihnachtsocken -natürlich- am linken Fuß sind sie rot-weiß gestreift, rechts ist ein glücklicher Elch zu erkennen.Kuschel Socken zur Kuschel Stimmung.
Ich bringe ihm einen Kaffee mit, mir eine Schokolade. Er wacht langsam auf, verwuschelte Haare, verschwommener Blick, seine Hand sucht nach meiner, findet sie, hält sie. "Fröhliche Weihnachten," ich halte ihm die Tasse unter die Nase, er schnuppert, sein Blick wird wacher, freundlicher. Er setzt sich etwas auf, seine Haare kitzeln meine Nase, ich versuche seinen Duft zu speichern.Er stellt die Tasse ab und reibt sich den rechtlichen Schlaf aus dem Gesicht, küsst mich dann. Ich mag den Kaffeegeschmack nicht, aber bei ihm passt es. Gehört es dazu. Ich küsse ihn nochmal. Ich muss es genießen.
Ich wache auf. Blinzle. Mir wird nach ein paar Sekunden klar, dass es ein Traum war. Ich atme, schlucke die Tränen herunter. Es ist Weihnachten, soll ich wirklich eine Träne deswegen vergießen? Wegen ihm? Wegen der Entfernung?
Ich reibe mir über die Augen, versuche genau die Bewegungen von ihm nachzumachen, damit er wenigstens ein bisschen in dem Raum ist. Sehe meinen Pulli und Socken neben dem Bett liegen. Die Weihnachtstimmung ist eigentlich weg, an wen soll ich denn mein Gesicht drücken. Er ist ja nicht da.
Ich setzte mich auf, versuche zu atmen, kämpfe mit den Tränen, wie immer. Es bringt nichts. Mein unterbewusstsein muss verstehen, dass er nicht mehr kommt, weil es so ist. Man kann doch nicht so lange jemandem nachtrauern. Es ist Familienzeit, darauf sollte ich mich konzentrieren. Doch er war mir die letzten Tage wieder so nah. Die Träume werden immer realistischer, meine Sehnsucht war bekämpft. Er taucht wieder auf und das Herz spielt wieder verrückt.
Plötzlich wird mir wärmer, denn eigentlich sollte ich doch froh darüber sein, dass ich so noch mit ihm zu tun haben kann. Meine Fantasie lässt mich mit ihm noch hundert andere Dinge erleben, die wir geplant hatten. Auch unseren Weihnachtsmorgen zusammen erleben, von dem wir so oft geredet haben. Vielleicht träumt er ja das gleiche und wir treffen uns jede Nacht für zehn Minuten in unserer Traumwolke, fern von dem hier und jetzt, fern von der Realität. Da sind nur wir. Und vielleicht feiern wir ja auch noch den Weihnachtsabend zusammen.
"all these boys but my eyes on you"