Direkt zum Hauptbereich

When we walk away

Ich wollte immer reisen, immer weit weg. Zwar nicht alleine, aber eben mit meinen Freunden, einfach weil ich mich kennenlernen wollte. Den Ort ergründen wollte, an dem ich mein ganzes Leben verbringen werde.
Da waren immer all diese schönen Bilder, immer die Strände, Cafés und die Menschen, die mich in ihren Bann gezogen haben. Zu denen ich wollte.
Ich dachte, wenn ich weg bin, dann bin ich glücklich. Zuhause konnten meine Mundwinkel nie einem Lächeln standhalten. Zu viele Geschichten und Momente lasteten auf mir, die in all den Straßen um mich herum wieder aufkeimten und mich erinnern ließen.



Die winzigen Ballons über mir, was eigentlich nur schlicht meine Lichterkettenkugeln sind. Die CD die ich schon in und auswendig kenne. All die Kissen und Decken um mich, die nach niemand anderem als mir riechen.
Zuhause, eingehüllt von alten Erinnerungen, umgeben von all den alten Bildern. Das, auf dem mich meine Oma fest in den Arm nimmt und wir beide in die Kamera grinsen, ich mit meinem schönen Kleid, dass perfekt zu ihrem Outfit passt, die kleine Zahnlücke, die ich präsentiere. Das, auf dem ich missmutig in die Kamera blicke, umgeben von meinen Freunden, mit denen ich allen keinen Kontakt mehr habe, weil sie eben doch keine Freunde waren, dass zeigen soll, wie sehr ich Geburtstage gehasst habe. 
Dann blicke ich hinter mich, an meine kleine Sammlung, von aktuellen Momenten, die alle Platz an meiner Wand gefunden habe. Alle Momente, die dieses Jahr passiert sind. Und das kleine Grinsen mit Zahnlücke, breitet sich nun auf meinen älteren Lippen aus. Umgeben von meinen Freunden, die immer noch in meinem Leben sind. Da ist das Bild, mit dem beklopptersten Gesichtsausdruck und wie sie mich anlacht, so offen und glücklich. So fühlt mich meine Welt nämlich gerade an. Offen und glücklich.

Da ist auch ein Bild, mit einem langen weg zum Meer. Eines meiner Lieblingsbilder, da es zeigt, wie das Leben einfach verläuft, da sind Sandhaufen auf dem Holzweg und meine Güte ja, da hat sich auch eine Mistel versteckt, die wir uns eintreten werden und schmerzhaft das Gesicht verziehen müssen. Aber irgendwann kommt schon das Meer, in dem wir schwimmen gehen können, die Freiheit aufsaugen können.
Es gibt Abschnitte im Leben, und ich bin für jeden einzeln dankbar. Für jedes Bild das vor mir liegt, mit jeder Person darauf. In mir brodelt kein Gewitter an die Oberfläche, wenn ich in eines der Gesichter sehe. Da waren Freundschaften, bei denen ich dachte sie würden für immer halten und doch haben wir uns verändert, an anderen Stellen Misteln eingetreten und versucht weiter zu humpeln, uns dabei verloren. Andere sind abgebogen, vielleicht bin ich auch einfach zu früh stehen geblieben, weil ich einfach mal den Anblick genießen wollte, weil mir die Luft ausgegangen ist.

Die Bilder werden mich überall auf der Welt einholen, jeder Straßenzug wird mich an andere Momente erinnern, egal wie weit ich renne. Doch Zuhause, muss man mit sich und den geballten Andenken auskommen. Verstecken bringt nichts, denn es wird noch so vieles dazu kommen. Wir können reisen, damit wir wieder Heimweh bekommen, damit wir uns wieder erinnern können. Nicht aber, weil wir vor, von nicht in Erfüllung gegangene wünsche, wegrennen. Nicht, weil wir unsere Zukunft am Liebsten kurz ausknipsen wollen. 

Zuhause ist ein Ort, an dem alles wieder zusammen trifft. Hoffnung auf Angst. Freude auf Trauer. Nichts auf der Welt wird das ändern können. Denke ich. Zulange wollte ich weg laufen, vor was weiß ich auch nicht mehr. Albträume wurden zu groß, zu schwer. Der Alltag würde zu schwarz. Aber das hat nichts mit dem Ort zu tun, sondern mit sich selbst, mit der Seele und die begleitet uns Tag für Tag, an das Ende der Welt.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ich will ein Meer zwischen mir und meiner Vergangenheit

Ich will ein Meer zwischen mir und meiner Vergangenheit. Ein Meer zwischen mir und allem was war. Annenmaykantereit - Ozean Das erste Mal, dass ich nicht mehr meine Worte finde, aber sie drücken eben genau das aus, was ich meine. Ich mach mir Gedanken, zu viele nehmen ich an. Denn all die anderen können einfach tanzen, ohne dem Rauschen in ihrem Kopf. Der Angst, die sie umfasst. Es hat mich in der Hand. Sie hat mich in der Hand. Die Vergangenheit, sie ist weiblich. Aber eigentlich ist sie in meinem Fall männlich. Sie hat mir so viel genommen. Und mir so viele Zweifel, Ängste und Gedankenstürme geschenkt. Jeder hat sein Päckchen. Da bin ich mir sicher. Sogar ziemlich sicher.  Und sicher kommen nicht alle mit ihrem Päckchen zurecht, viele holen sich Hilfe. Es ist nicht so, als würde ich nicht aus dem Loch, dem Gedankenkreislauf wieder rausfinden. Ich kenne den Weg, finde jedesmal aufs neue den Notausgang. Mal langsamer, mal schneller. doch gerade hat sie mich wieder im G

Es sind die Menschen, die man manchmal vermisst und gar nichts davon weiß.

Wir suchen tagelang, wochenlang nach nur einer Sache. Etwas was man nicht kaufen kann, etwas was man nicht in Worte fassen kann. Dinge die unaussprechlich sind. Die einen ausmachen. Also ich. Ja ich beschäftige mich nur noch damit. Dass ich endlich mein Ich-Gefühl bekomme. Ich unterhalte mich mit 1000 Menschen, versuche auf sämtlichen Seiten meinen Charakter, meine Gefühle, meinen Style, mein ganz persöhnliches Lebensgefühl zu finden. Doch eigentlich ist es doch so einfach. Man nehme die Familie. Menschen die einen seit dem ersten Schrei kennen. Menschen bei denen man sich auf das gröbste Entblösen kann. Bei denen man weiß, dass sie ruhig auf dich einreden wenn du aufgelöst weinst. Die wissen wie sie mit dir umgehen, wenn du deine fünf Minuten hast, indenen du komplett am Rad drehst.  Sie sagen dir bei jedem Treffen wie du dich verändert hast. Und genau das braucht man doch oder? Genau die Schritte die man versucht zu gehen, Veränderungen die man selbst nicht sehen kann. Und t

Diese Nacht 2.0

"Möchtest du wissen warum das mit uns nicht klappt?" er nickt. Zurechnungsfähig ist was anderes, ich sitze auf seinem Bett. Er liegt da, sein Kopf in seine Hand gestützt und sieht mich an, wie ein kleiner Junge, mit großen Kulleraugen. Ich würde gerne mit ihm reden, ich ziehe noch näher meine Beine an meinen Körper. Warum muss die Welt so kompliziert sein?  Er rappelt sich auf, seine Hand legt sich fest um meinen Nacken und ich spüre seinen Atem in meinem Gesicht. Wie kann man nur so Zeug trinken was so ekelhaft riecht, rauscht es durch meinen Kopf. Er küsst mich, schiebt seine Zunge in meinen Mund, ich will doch reden, ich will den ekelhaften Geschmack nicht schmecken, verstehst du? Ich kann ihm das nicht sagen, es würde ihn verletzten. Ich drücke ihn weg, er sieht mich verdutzt an. Sehr oft wird der arme Junge anscheinend nicht abgewiesen oder? "Hör auf, wir wollten reden!" ich höre mich an, wie diese ganzen Mädchen, es sind die typischen Sätze die man sag