Ich habe Angst.
Angst davor, nicht richtig zu sein. Das falsche zu fühlen, das falsche zu denken, einen Geschmack zu haben, der nicht der Mehrheit entspricht.
Zu oft beginne ich mich zu vergleichen. Habe bei so vielen Gesprächen schon Sätze verschwiegen, die ich hätte gerne sagen wollen. Habe mein Ich, mein Inneres verleugnet und aus mir jemand anderen gemacht.
Ich bin noch nicht sehr alt. Ich kann nicht mit Lebenserfahrung glänzen, jedenfallslls nicht, wenn man diese in Jahren misst.
Trotzdem habe ich schon einiges erlebt, habe schon einige Erfahrungen gemacht, gute und schlechte. Manchmal habe ich das Gefühl, die schlechten überwiegen.
Ich habe schon so viele Sprüche gehört, habe mich schon so oft versteckt, bin weggelaufen. Vor mir selbst, vor meiner Geschichte.
Doch irgendwann habe ich angetangen, mich zu fragen, was ich denn schön fände, an all den Menschen, die ich toll finde. Warum drehe ich mich nach dem Mädchen um, das an mir in der Straße vorbei geht? Warum kann ich nicht aufhören, über ihre Worte nach zudenken, die sie zu mir letzte Woche gesagt hat? Warum fasziniert mich der Junge so sehr, dass ich an ihn morgens, mittags und abends denken muss?
Es sind die Menschen, die ich inspirierend und großartig finde, die sie selbst sind. Die zu ihrem Ich stehen, zu ihren Narben, ihrer Geschichte, ihren Tränen und ihrem Lächeln, ihrem Humor und ihren Freunden. Die, die sich nicht mehr darum scheren, was all die Leute um sie herum tun und sagen.
Mir ist klar, dass ich das mit vierzehn noch nicht konnte, dem Geschwätz der anderen Leute stand zu halten. Damals war ich zu jung, zu klein und zu formbar. Man kann das nicht von so schutzlosen Seelen erwarten.
Aber wir werden älter. Ich werde älter.
Und ja auch wenn nicht alles besser wird, wenn man älter wird, so wird manches aber einfacher. Verständlicher. Akzeptabler.
Ich ertappe mich immer noch, manchmal, mit der Angst, all den Menschen da draußen nicht gefallen zu können. Mit dem Gedanken, auf keinen Fall anders zu sein, als die anderen.
Aber ehrlich gesagt, gefalle ich mir so nicht. So verkrampft, kontrolliert und stumpf.
Irgendwann, es war ein Prozess, habe ich einfach begonnen, all das, was in mir, an mir und um mir ist, zu akzeptieren, anzunehmen, zu mögen und zu vereinen. Das bin ich. Das werde ich bleiben. Ich werde das nicht ändern können. Werde nie zu einer Musik tanzen, die ich im Grunde grauenvoll finde. Werde nie über einen Witz herzhaft lachen, bis mir die Tränen kommen, wenn er einfach nicht meinem Humor entspricht. Werde nie hemmungslos sein, wenn ich mich in der Menschenmenge gefangen fühle.
Wir alle sollten vielleicht nicht immer uns dazu zwingen, sich selbst zu akzeptieren, sondern viel mehr die anderen um uns herum. Würden wir alle uns selbst so nehmen wie wir sind, würden es viel weniger kritische Blicke und Sprüche geben. Denn wenn sich jeder in seiner Haut wohlfühlen würde, muss man nicht mehr bewerten, vergleichen und schlecht machen, um sich besser zu fühlen.