Gänsehaut zieht sich über meine Arme, erobert schließlich meinen ganzen Körper. Kleine Tränen sammeln sich an. Ich blinzle sie weg, ignoriere sie. Schlucke sie runter. Es gibt keinen Grund zum weinen. Es gibt keinen Anlass. Es gibt einfach nur zu viele Gefühle in mir.
Die Schmetterlinge, die wieder mit ihren Flügeln schneller schlagen und in einem Luftzug Hoffnung aufkommen lassen.
Zu viele rote Herzballons. Zu viele Augenblicke, in denen ich keine Worte mehr finde. Zu viel Nervosität, die zwischen uns herrscht. Mit einem lauten Knall uns alle zusammenzucken lässt.
Es ist auch die Angst und die damit verbundene Wut, die die kleinen Tränen anfeuert, meine Wangen mit Mustern zu verzieren. Die Wut, auf das Nichtssagen. Die Angst vor dem Zuvielsagen, dem Falschsagen.
Die leisen Töne des Klaviers hallen durch den riesigen Raum, gefüllt von hunderten Seelen, die sich verzaubern lassen und direkt hinter mir steht eine Seele, die mich verzaubert hat. Ich kann nicht sagen, womit er mein kleines Herz eingefangen hat. Ich weiß nur, dass es mittlerweile verrückt spielt, wenn es ihm begegnet.
Die schwere Türe wurde einen Spalt aufgestoßen. Die Möglichkeit rückt näher einen Blick in das Unbekannte zu werfen. In das Unbekannte mit ihm. Zwar kann sie immer noch durch einen kleinen Windstoß wieder zufallen und all das Träumen und Hoffen, wäre mit einem Wimpernschlag wieder vorbei. Aber die Chancen steigen, mit jedem kleinen Kraftakt, mit jedem kleinen Schritt, ihm näher zu kommen.
Es macht mir aber auch verdammt Angst. Denn hinter der Türe liegt eine Lichtung, grün, getränkt in Sonnenlicht, voller weichem Gras, genauso wie ich es mir immer vorstelle und gewünscht habe. Aber was ist, wenn sich das Flachland gar nicht so zauberhaft anfühlt, wenn der Funke nicht überspringen will und ich dann bei geöffneter Türe da stehe, meine Füße in den Grashalmen vergrabe und mir vorstelle, wie schön es doch in den Bergen war.
Einerseits kann ich es nicht erwarten, neues von ihm zu lernen. Ihm mit jedem Tag näher zu kommen, jeden Tag einen Finger mehr auszustrecken und ihn vielleicht irgendwann mal ganz in der Hand halten zu können.
Andererseits, will ich nicht enttäuscht werden, macht mir das neue und einzigartige Angst. Ich will keine Parallelen zu ihm finden, will nicht in einem Alptraum aufwachen, obwohl doch alles in einem zuckersüßen Traum begonnen hat.