Lass mich ein bisschen erzählen. Lass mich dir meine letzten Monate zeigen. Denn ich habe gezweifelt ohne dich. Ich stand oft da und wollte es dir erzählen, wollte deine Meinung wissen, wollte diskutieren. Aber du warst nicht da. Also stand ich vor dem Spiegel und habe mich minutenlange angestarrt. Manchmal, da wollte ich auch einfach nur von dir hören, dass alles wieder gut wird, dass ich das ganz falsch verstanden habe. Ganz oft, habe ich gehofft, dass du wieder neben mir stehst. Oder ich nur kurz, für einen kleinen Augenschlag in deiner Welt sein kann. Nur kurz, neben dir bin, währenddessen du ein Bild von einer ganzen Herde, von Pferden machst. Währenddessen, du vor einer wunderschönen Landschaft aus deinem Becher schlürfst oder ich mit dir durch Straßen voller Graffiti streifen kann.
Aber es ist okay, so wie es ist.
Also, lass mich jetzt ein bisschen erzählen. Ein bisschen zeigen, was meine kleine Seele hier erlebt hat. Lass mich dich in meine Welt wieder eintauchen lassen.
Ich habe Narben verheilen sehen, von deren Existenz ich gar nicht wusste. Ich habe Freundschaften wieder enger werden lassen, die mich wieder an die Vergangenheit erinnert haben. Habe wieder das alte kleine Mädchen mit ihrer Stärke gespürt. Ich habe gekocht und gelacht, habe Essen zelebriert. Habe seit langem wieder Ehrlichkeit gespürt, kleine Funken in Rosa fliegen sehen und sie noch ein bisschen in eine Richtung gepustet.
Ich war auch ein bisschen stark und erwachsen. Zwar habe ich hinter der Hand gelästert und nicht immer nette Worte über manche Leute gefunden. Aber ich habe pariert, gelächelt und mein Krönchen wieder aufgesetzt. Das wird man mir nicht nehmen können, auch wenn es vielleicht jemand haben möchte, damit er sich besser fühlt. Er kriegt meine Kröne nicht. Mein Stolz. Mein Selbstwertgefühl. Es macht mich nur noch stärker, wenn ein kleiner Kampf beginnt, in dem ich nie kämpfen werde. Dafür sind mir meine Nerven und Nägel zu schade.
Ich habe geatmet. Seit langer Zeit mal wieder, habe ich Urlaub gemacht und meine Gedanken und Zweifel ausgeschaltet. Habe vergessen, mir den Kopf, über all meine Aufgaben zu zerbrechen. Ich war wieder in der Traumwelt gefangen und habe mich verzaubern lassen. Habe jemanden für eine Woche einfach vergessen.
Und ich habe mein Herz immer mehr verschenkt. Meinen Mut verloren und wieder zusammengenommen, um ihn wieder an der nächsten Bank liegen zu lassen und mich doch lieber in den Windschatten der anderen zu werfen.
Ich bin mir immer noch nicht sicher in dieser Sache. Und die Frage ist, ob ich jemals eine richtige Antwort darauf finden werde, finden muss. Aber du bist ja wieder da, um meine Gedanken zu ordnen und meine Seele sprechen zu lassen.
Und jetzt?
Jetzt warte ich darauf, bis du mich an der Hand nimmst und mir deine letzten Monate zeigst. Deine Geschichten an die Wand malst, mich unter Bilder verschüttest und erst wieder davon lässt, wenn mich die Sehnsucht nach dem Weiten gepackt hat.
Achja. Und ich habe ein paar gute Ausweichmöglichkeiten für Zweifel kennengelernt. Falls du mal genug von dem geradeausschauen bekommst, sag mir bescheid, dann schließen wir mal kurz die Augen und weichen der Zukunft aus. Um ihr vielleicht danach nur noch tiefer in die Augen blicken zu können und sie willkommen heißen zu wollen!