Ich soll lächeln. Soll ihm all mein inneres zeigen. Soll mit ihm Blickkontakt halten. Soll sie vergessen. Soll mich nicht verrückt machen lassen. Soll ich sein. Soll scheinen.
Es gab da schon so viele kleine und große Namen auf meiner Liste. Es wäre unfair zu sagen, dass er jetzt der größte Name auf der Liste ist, alle anderen in den Schatten stellt, mich dazu bringt, alle anderen von der Liste zu streichen. Aber es ist seit langem wieder ein Name, der in Großbuchstaben da steht, meine Aufmerksamkeit auf sich zieht und mich nicht loslässt.
Meine Augen suchen ihn in jedem Raum, jedes einzelne Wort versuche ich zu inhalieren und zu speichern, als wäre er ein Prophet, seine Anwesenheit lässt meine Haut prickeln, seine Blicke bohren sich durch mich hindurch, lassen meinen Atem stocken, seine Nähe bringt mich zum zittern, zwingt mich mein Glas mit zwei Händen zu halten, kleine Stücke von meinem Brot abzubeißen, meine besagten Worte, werde nicht einmal durch den Kopf gespült, sondern gleich in die Welt getragen.
All meine Gedanken sind von ihm eingenommen. Hin und wieder vergesse ich ihn, kann ein bisschen Abstand gewinnen, nach ein paar Tagen, in denen ich ihn nicht sehe. Aber wenn er wieder vor mir steht, sich unsere Blicke ineinander bohren, dann hat er mich wieder, ist mein Herz wieder auf seiner Seite und nicht mehr auf meiner.
Ich soll lächeln. Soll ihm all mein inneres zeigen. Soll mit ihm Blickkontakt halten. Soll sie vergessen. Soll mich nicht verrückt machen lassen. Soll ich sein. Soll scheinen.
Ich bin allen so dankbar, dass sie mit mir das Kapitel lesen, mit mir darüber diskutieren, mir neue Ecken und Blickwinkel der Geschichte zeigen und manchmal mich einfach nur an der Hand nehem, weil ich selbst nicht mehr aus meinem Gedankennebel finde, weil mich meine Eifersucht gepackt hat und ich damit nicht umgehen kann, weil ich dieses Gefühl nie davor wirklich zu spüren bekommen habe. Sie haben alle Geduld, jedes Wort aufs neue durch zu beten. Und sie geben mir Ratschläge, gute, verdammt gute Ratschläge! Und dafür liebe ich jeden einzelnen, dass jeder sich Spucke bewahrt und immer weiter philosophiert.
Aber ich kann einfach nicht lächeln, wenn er mich ansieht, einfach weil ich alles vergesse, nur versuche auf dem Stuhl sitzen zu bleiben und nicht herunter zu fallen. Ich bin in Trance und wache erst auf, als er geräuschvoll seinen Stuhl wieder nach hinten schiebt.
Ich will ihm mein inneres Zeigen, will ihn in meine Welt führen, aber eben nicht all die Leute um uns herum. Ich bin eine Schnecke und in mein Haus kommen nur ausgewählte Personen. Nur keiner gibt uns Raum, um ihn zu mir einzuladen.
Ich will ihn ansehen, aber immer dann liegen zu viele Blicke auf mir, die jeden Schritt und jeden Wipernschlag genau unter die Lupe nehmen. Aber nur er soll doch erfahren, dass ich ihm gerne mein Herz schenken würde, das muss wirklich kein anderer erfahren.
Ich kann sie nicht vergessen, sie erinnert mich einfach zu oft daran, dass sie da ist.
Verrückt machen ist ein blöder Ausdruck, ich zerdenken nun mal alles, es ist die halbe Miete, das kann man verstehen, muss man aber nicht. Das ist eben meine Welt, das Träumen und denken bin ich. Ich bin bei ihm ich. Leise und verträumt, nur eben zu still. Ich flüstere, währenddessen sie schreit.
Manchmal habe ich das Gefühl ich scheine vor meinem Spiegel. Ich lächle und stelle ein paar Seelen in den Schatten. Aber über ihm scheint immer die Sonne und gegen sie, werde ich nicht ankommen können.
Ich soll lächeln. Soll ihm all mein inneres zeigen. Soll mit ihm Blickkontakt halten. Soll sie vergessen. Soll mich nicht verrückt machen lassen. Soll ich sein. Soll scheinen.
Ich nehme es mir zu Herzen. Versprochen!